Samstag, 30. April 2011

Osterreise nach Janjanbureh und Bassé

Hallo ihr Lieben,

jetzt habe ich mich wieder etwas länger nicht gemeldet, was aber auch daran liegt, dass ich neben dem täglichen Arbeiten nichts unternommen habe.
Da wir nach langem Hin und Her mit unseren Chefinnen schließlich über Ostern frei bekommen haben, haben Valerie, Jonas und Ich beschlossen, die Tage zu nutzen um noch mehr von Gambia zu sehen.
Wir haben unsere Rucksäcke gepackt und sind am Freitagmorgen gegen kurz vor neun losgefahren, flussaufwärts in Richtung Osten, ohne groß im vorneherein geplant zu haben wo es lang gehen soll und wo wir die Nächte verbringen werden.
Als erstes sind wir mit dem Taxi für 7 Dalasi nach Westfield gefahren (1 €uro sind zur Zeit ca. 40 Dalasi). Von dort aus mit dem Buschtaxi für 15 Dalasi pro Kopf nach Brikama.
Strassenverkäufer in Brikama
Hier haben wir dann die großen Buschtaxis gesucht, die uns über das Südufer des Gambia River weiter ins Landesinnere bringen sollten, vorbei an Soma bis nach Janjanbureh (Georgetown) auf der Insel McCarthy Island. Wie immer wollten uns die Fahrer und Kartenverkäufer viel zu viel Geld abknöpfen. Mittlerweile habe ich mich daran schon etwas mehr gewöhnt und nach langem diskutieren und den üblichen Sätzen wie „Just because I am a Toubab (Weißer)“ oder „Don´t try to cheat on me!“ mussten wir pro Kopf 225 Dalasi für das Ticket sowie 25 Dalasi für Gepäck zahlen.
Im Buschtaxi waren wir ungefähr zu fünfzehnt. Bis nach Bwiam war die Reise relativ angenehm, denn die Straße war geteert. Dann aber folgten 2 lange Stunden holprige Schotterpiste während es zugleich immer heißer und heißer wurde.
Jonas und Ich- Warten bis das Buschtaxi repariert ist
Schotterpiste nach Soma

Valerie und Ich warten in der prallen Hitze



Das kaputte Buschtaxi

Valerie und Ich beim Mittagessen in Soma
Schließlich hatten wir eine Autopanne und mussten für ca. 45 Minuten alle aus dem Auto raus und im Schatten warten bis es weiterging. In Soma haben wir eine 20 minütige Mittagspause gemacht und bei einer Frau an der Straße „Domoda“ also Reis mit Erdnusssauce gegessen und uns wieder mit kaltem Wasser für die Weiterfahrt eingedeckt.
Nach Soma wurde die Straße wieder besser. Allerdings gab das Auto zum zweiten Mal auf, diesmal schien es etwas mit dem Getriebe zu tun zu haben. Wieder hieß es warten in der Hitze mitten in der Pampa. Das Auto schien dieses Mal nicht mehr so schnell repariert werden zu können, also beschlossen wir ein anderes Buschtaxi anzuhalten, welches glücklicherweise auf uns zuvor und noch Platz frei hatte. Für weitere 30 Dalasi ging es bis nach Brikama Ba. Dort mussten wir erneut mit den Fahrern um ein Ticket nach Janjanbureh feilschen. Mittlerweile war es bereits ca. 19 Uhr und es fing an dunkel zu werden. Es hieß wieder warten, denn die Buschtaxis fahren erst dann los, wenn auch alle Plätze belegt sind. Für 25 Dalasi wurden wir mitgenommen und kamen eeendlich gegen 19:30 Uhr in Janjanbureh an.
Nach einer Übernachtungsmöglichkeit mussten wir gar nicht lange suchen, denn es hielt uns direkt ein junger Mann an und führte uns zu der „Baobolong Pension“. Hier bekamen wir ein kleines Zimmer mit 2 Betten, Toilette, Dusche, Waschbecken. Eine dritte Matratze haben wir uns noch hereinlegen lassen. Somit musste jeder 200 Dalasi für die Nacht bezahlen.
Valerie und Ich sitzen vorm Shop in Janjanbureh
Bevor wir schlafen gingen haben wir uns noch vor einen Shop gesetzt, Nudeln mit Hähnchen in Zwiebelsauce gegessen und dem Treiben im Ort zugesehen.
Für uns Küstenbewohner war die erste Nacht im Landesinneren wie erwartet unerträglich heiß. Dennoch konnte ich auf Grund der anstrengenden Reise relativ gut schlafen.
Um ca. 8 Uhr morgens sind wir aufgestanden, haben unsere sieben Sachen gepackt und für die Nacht bezahlt. Ein paar hundert Meter weiter von der Pension haben wir ein kleines Café in Flussnähe gefunden, in dem wir unser Frühstück, Tapalapa mit Omelett und Tee bekamen.
Frühstück
Von dort aus haben wir uns den kleinen Markt angeschaut, sowie die Fähre und das Slavehouse.
Janjanbureh bzw. in der Kolonialzeit Georgetown genannt ist auf der Insel McCarthy Island. Hier wurden zur Zeit des Sklavenhandels die Sklaven im Slavehouse eingesperrt, bis sie über den Fluss in die „New World“ weiter verschifft wurden. Das Slavehouse ist heutzutage nur noch eine alte verrottende Ruine, welche frei herum steht und somit jeder ohne Eintritt zu zahlen, betreten kann. Als wir uns dem Haus näherten kam direkt ein Einheimischer zu uns und fing an zu erzählen und zu erzählen. Viel Kultur gibt es in Gambia nicht, aber auf das was sie zu bieten haben sind sie dann auch sehr stolz! Unter anderem sieht man noch Reste von der Waage mit denen die Sklaven gewogen wurde (1 Kilo Zucker gegen einen Kilo Mensch.)
Jonas, Ich und unsere selbst ernannten Reiseführer

Ruine des Sklavenhauses


Wieder unser selbst ernannter Führer
Hier stand früher die Waage
Viel hatte der Ort nicht zu bieten, also beschlossen wir gegen Mittag direkt weiterzufahren nach Basse.

Wir mussten erst zurück nach Brikama Ba und von dort aus für 70 Dalasi nach Bassé durchfahren.
Positiv überrascht hat mich eine Frau, die mit uns im Buschtaxi nach Brikama Ba saß. Der Gehilfe vom Fahrer „Abrante“ wollte uns 5 Dalasi zu viel berechnen. Die Frau hat sich für uns eingesetzt und fing an zu diskutieren bis wir den richtigen Preis zahlen konnten. Sie hat uns dann noch erklärt, was wir für die Weiterfahrt zahlen müssen, welche Routen wir nehmen können und schließlich ist sie sogar mit uns ausgestiegen und hat uns zum Taxi gebracht und für uns den Preis ausgemacht.
Gerade wenn man tagtäglich von Leuten auf der Straße angesprochen und verfolgt wird und egal wo man einkauft, zu viel bezahlen muss, weil man „weiß ist und Geld hat“, ist es schön zu sehen, dass es auch Menschen gibt, die einem aufrichtig helfen möchten!
Nach gut 1,5 Stunden in Bassé angekommen, wurden wir von dem Onkel, Edrisa, von einem unserer Freunde abgeholt, den wir zuvor auch noch nicht gesehen haben und bei dem wir die Nacht verbringen sollten.
Erst ein mal haben wir uns im einem der Straßen-Restaurants was zu Mittagsessen gesucht. Es gab „Stew“ Reis mit Rindfleisch in einer Art Tomatensauce (ein bisschen wie Gulasch). Dann sind wir runter zum Fluss und haben spontan jemanden gefunden, der mit uns 1,5 Stunden auf seinem fast auseinander fallenden Holzboot auf dem Gambia River gefahren ist. Er wollte uns zu einer Stelle bringen, an der man Hippos und Krokodile sehen kann. An diesem Tag blieben wir leider erfolglos.
Müllgrube in Bassé Santa Su  (Hinten ist der Zufluss zum Gambia River)

Auf dem Gambia River
Als wir auf dem Compound von Edrisa ankamen war es bereits dunkel. Er hat uns gezeigt,wo wir einen Eimer mit Wasser füllen können um uns daraus zu waschen, ganz afrikanisch eben in einer Ecke mit Wellblech vor Zuschauern geschützt. Durch die Buschtaxifahrt von oben bis unten mit Sand und Staub verdreckt, hätte ich nicht gedacht, wie sauber ich mit so wenig Wasser werden kann und welche Verschwendung wir teils in den westlichen Ländern betreiben!!!
Wir haben noch ein paar frische Mangos gegessen (4 Mangos für 10 Dalasi!!) und sind dann mit Edrisa in den Ort um vor seiner Arbeitsstelle auf der Straße mit ihm und seinen Kollegen und Freunden zu sitzen und Attaya (Tee) zu kochen.
Edrisa arbeitet im Women- Büro. Er betreibt Aufklärungsarbeit zu vielen essentiellen Themen wie Beschneidung von Mädchen, zu frühe Heirat/ Schwangerschaften, sowie sexuell übertragbare Krankheiten, Körperpflege und wie man den Compound hygienisch hält.
Um ca. 23 Uhr, nachdem wir schon halb auf unseren Stühlen weg genickt sind, sind wir zum Compound zurück. Schnell stellten wir fest, dass es im Haus viel zu heiß zum schlafen ist. Also haben wir uns Matratzen in den Hof gelegt, wie die meisten Bewohner vom Compound und die Nacht in freier Natur verbracht.
Wir hatten zuvor beschlossen, dass wir nicht noch ins letzte Dorf Fatoto fahren wollen, denn letztendlich sieht doch alles sehr ähnlich aus. Stattdessen sind wir Ostersonntag um 06 Uhr aufgestanden um die Rückreise anzutreten. Diesmal haben wir uns einen 7-Seat Mini Van ausgesucht, der über das Nordufer direkt bis nach Barra durchfährt. Pro Kopf haben wir 300 Dalasi bezahlt. Im Endeffekt sogar noch günstiger als die Hinfahrt!
Die Fahrt bis nach Barra dauerte gerade mal 5 Stunden. In Barra haben wir auf die Fähre nach Banjul gewartet und in der Zwischenzeit zu Mittag gegessen. Diesmal gab es Reis mit Fisch. In den Straßen- Restaurants kostet ein Teller des jeweiligen Gerichts immer 25 Dalasi.
Für die Fähre haben wir pro Kopf 10 Dalasi gezahlt. Auf der ca. 30 minütigen Fahrt haben wir noch Delphine gesehen, die in unmittelbarer Nähe an uns vorbei geschwommen sind =)
Mit der Fähre von Barra nach Banjul

Delphine vor der Küste Banjuls
Paviane am Strassenrand

In Banjul angekommen haben wir ein Buschtaxi für 10 Dalasi nach Bakau genommen, uns auf dem dortigen Markt mit Obst und Gemüse eingedeckt und sind dann mit einem weiteren Buschtaxi für 7 Dalasi zu uns nach Fajara gefahren.

Zu Hause angekommen habe ich erst Mal geduscht, ausgepackt und dann Wäsche gewaschen. Den Abend haben wir zu dritt, ganz gemütlich und zufrieden mit Tomaten-Gurken-Salat und Obst vorm Fernseher verbracht.
Allem Anschein nach, hat mich die Reise mehr mitgenommen als erwartet, denn ich lag erst mal für 2,5 Tage mit Fieber im Bett. Wie auch beim letzten Mal, bin ich am ersten Tag direkt in die Clinic und habe mich schnell auf Malaria testen lassen. Aber auch dieses Mal: Alles in Ordnung =)

Das nächste Mal werde ich voraussichtlich wieder etwas über den Gesundheitsbereich berichten, denn mit ganz viel Glück habe ich die Möglichkeit im Mai für 2 Wochen ein Praktikum im Royal Victoria Teaching Hospital zu absolvieren, dem städtischen Krankenhaus in Banjul.
Bei Patientenverlegungen konnte ich bereits feststellen, dass sich dort die (hygienischen) Verhältnisse von denen in unserer „Privat“ Clinic etwas unterscheiden ;)
Aber mehr dazu, wenn es soweit ist!

Bis bald und sonnige Grüße!!

Janina