Dienstag, 18. Januar 2011

Farato....or in the middle of nowhere!


Sitzen vorm Haus



"Toilette"

Brunnen

Auf dem Eselskarren




Schwimmen im Gambia River


Jetzt ist es schon wieder eine Weile her, dass ich geschrieben habe und somit Zeit für einen neuen Bericht.
Letztes Wochenende konnte ich einen Einblick in die Lebensverhältnisse einer einheimischen Familie aus dem Dorf bekommen.
Am Samstagnachmittag haben uns zwei unserer Freunde, Yousouf und Buba, zu ihrer Familie in den kleinen Ort Farato mitgenommen.
Die Fahrt hat ca. eine Stunde gedauert. Erst sind wir mit dem normalen Taxi für 5 Dalasi (ca. 12 Cent) bis nach Westfield gefahren und dort in ein Buschtaxi Richtung Brikama eingestiegen. An Lamin vorbei sind wir dann nach bestimmt 25 minütiger Fahrt für 10 Dalasi pro Kopf in Farato angekommen.
Dann sind wir noch ca. 5 Minuten bis zum Compound der Familie gelaufen und schliesslich angekommen.
Man merkt sofort, dass das der Alltag hier anders abläuft, als in der Gegend wo wir wohnen.
Die Familie ist ziemlich gross, sodass wir eigentlich nicht mehr einen genauen Überblick hatten, wer wessen (Bluts-)Bruder, Vater, Onkel oder Schwester ist. Jeder scheint jeden zu kennen und die Familie ist im ganzen Ort verstreut.
Der Compound hat weder fliessend Wasser noch Strom. Was das bedeutet, merkt man eigentlich erst, wenn man darauf angewiesen ist. Abends muss man sich eine Kerze oder Taschenlampe suchen um den Weg oder seine Sachen zu finden. Wasser für Tee kocht man sich auf Grillkohle. Zum Zähne putzen habe ich abgepacktes Trinkwasser vom Shop genommen und zum „Duschen“ haben wir uns Wasser aus dem Brunnen geholt. Dementsprechend gab es auch keine westliche Toilette. Dafür konnte man in der hintersten Ecke im Hof, umzäunt von Wellblech, ein Loch im Boden finden, daneben zwei Steine um die Füsse zu plazieren =)
Wir sassen noch den ganzen Abend und die halbe Nacht mit Familie und Freunden draussen vorm Haus, haben einen anderen Bekannten in der Gegend besucht und gegen 01:00 Uhr haben wir dann entdeckt wo wir unsere Nacht verbringen werden: Auf dem harten Wohnzimmerboden!! Wie gut, dass ich einen dicken Pullover und mein Schlafsackinlay mitgenommen hatte!
Nichts desto trotz war die Nacht ziemlich kalt und unbequem. Umso schlimmer, als ich irgendwann ziemlich dringend auf Toilette musste. Ich beschloss, dass das erst mal warten muss, ich hatte nämlich keine Lust im Dunkeln, mitten in der Nacht die „Toilette“ auf dem Hof zu suchen, geschweige denn irgendwelchem Krabbelgetier zu begegnen!
Um ca. 11 Uhr sind wir aufgestanden. Valerie und Ich haben uns direkt in Richtung „Toilette“ begeben. Zu Blöd, dass meine Blase immer noch bis oben voll war und ich noch nie wirklich zuvor so eine „Toilette“ benutzt habe. Von überall her hat man Leute sprechen gehört und das Wellblech hat wegen der vielen Löcher seine Sichtschutz-Funktion nicht mehr richtig erfüllt. Beim zweiten Anlauf hat es dann zum Glück geklappt :D
Zum Frühstück gab es Porridge. Das sieht ein bisschen aus wie Milchreis und besteht aus Reis, Zucker, Salz und pürrierten Erdnüssen.
Yousuf wollte uns dann ins nächst gelegene Dorf führen, welches noch abgelegener ist und direkt am Gambia River liegt.
Für 200 Dalasi hat uns ein Mann mit seinem Eselskarren mitgenommen. Der arme Esel hat ständig vom Besitzer mit dem Stock Schläge abbekommen und immer wieder haben Valerie und Ich ihn darum gebeten, das doch bitte sein zu lassen. Der Satz des Tages: „Dont beat the donkey!!“
Nach noch nicht mal halber Wegstrecke bin ich abgestiegen und den Rest gelaufen. Das Tier war nicht mehr das Jüngste und sollte 6 Leute hinter sich herziehen!! Irgendwann ist der Besitzer auch abgestiegen und wir haben den Wagen an schweren Stellen von hinten angeschubst.
Nach gefühlten 2 Stunden durch das tiefste Buschland sind wir endlich am Gambia River im Ort Bafo Loto angekommen.
Nach kurzem hin und her überlegen, ob wir im Fluss schwimmen sollen oder lieber nicht (Krokodile??? Bilharziose??), haben die Mittagshitze und die Strapazen der Fahrt überwogen! Klamotten runter und rein ins kühle Nass.
Das hätte ich auch nicht gedacht, dass ich irgendwann einmal in DIESEN Fluss springen und zwischen all den Mangroven schwimmen würde =)
Dann haben wir noch 45 Minuten in der Sonne getrocknet und mussten uns (diesmal alle) zu Fuss auf den Rückweg machen. Die Reise wollte und wollte nicht enden und wir hatten leider kein Wasser mehr. Irgendwann kamen wir eeeendlich an und haben einen Shop gefunden, der Wasser verkauft. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal solch einen Durst hatte, jedenfalls habe ich erst einmal ein 500ml Wasser Trinkpäckchen mit einem Zug geleert!!
Wir haben noch bei der Familie zu Abend gegessen (…........Reis mit getrocknetem Fisch) und dann sind wir um ca. 19 Uhr zurück nach Serrekunda, Fajara gefahren.
Um ca. 21:00 Uhr kamen wir stinkend und dreckig zu Hause an. Auf der Fahrt haben wir die ganze Zeit gehofft, dass zu Hause kein Stromausfall ist, wenn wir ankommen und ob genügend Wasser aus dem Hahn kommt.Wie schön, als wir feststellen konnten, dass alles gegeben war =)))
Die darauffolgende Nacht habe ich so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen, ich habe sogar morgens das „Allah uh Akbar“, das Gebet der Moslems, nicht aus den Lautsprechern wahrgenommen!

Das wars dann auch schon wieder. Diese Woche habe ich Spätdienst und werde nicht viel unternehmen können.

Ci kanam (see you soon),

Janina


Ein Mädchen vom Compund fand uns "Weisse" so interessant, dass sie beinahe das essen vergessen hätte =)